Archiv der Kategorie: Bundesminister der Verteidigung

Trauer um Peter Struck

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Einzelplan 14 trauert um unseren ehemaligen Bundesminister der Verteidigung Peter Struck. Ich hatte das Glück, ihn als einen sehr menschlichen und offenen Politiker kennen zu lernen. Meine Gedanken und Gebete sind in diesen schweren Stunden bei seiner Familie, seinen Freunden und Wegbegleitern.

Lesenswert: Armee auf dem Rückzug von Joachim Käppner (Süddeutsche Zeitung, 29./30.Oktober 2011)

Von einem Historiker erwarten Leser fundierte Informationen und eine Einordnung des Geschehens. Man erwartet ebenfalls, dass ein Historiker belesen sei und bestenfalls auch ein Spezialgebiet habe. Bei Joachim Käppner ist das so. Er ist Historiker und hat in den letzten Jahren Bücher über Generale, den zweiten Weltkrieg und die deutsche Geschichte geschrieben. Als Kolumnist befasst er sich aber auch mit der Zukunft: in seinem Kommentar Armee auf dem Rückzug schreibt Käppner in der Süddeutschen Zeitung über die Zukunft der Bundeswehr nach ihrer Verkleinerung. Weiterlesen

Erneut tieftraurige Nachrichten aus Nordafghanistan

Die deutschen Feldlager in Nordafghanistan

In stillem Gedenken
Bei einem Sprengstoffanschlag in Taloqan, der Hauptstadt der nordafghanischen Provinz Takhar, sind gestern Nachmittag zwei Bundeswehrsoldaten gefallen. Bis zu fünf weitere Soldaten der Bundeswehr wurden verwundet. Darunter befindet sich auch der Regionalkommandeur Nord und Kontingentführer des deutschen Einsatzkontingentes ISAF, Generalmajor Markus Kneip. Weiterlesen

Der Große Zapfenstreich für Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg

Gestern Abend fand mit etwa 450 geladenen Gästen die Verabschiedung von Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg auf dem Paradeplatz des Verteidigungsministeriums am zweiten Dienstsitz in Berlin mit den höchsten militärischen Ehren der Bundeswehr, dem Großen Zapfenstreich, statt.

Im Großen Zapfenstreich bekommt der Geehrte mit der Serenade die Möglichkeit, sich bis zu drei Stücke auszusuchen. Zu Guttenberg hatte sich den Marsch Großer Kurfürst, Deep Purples „Smoke on the Water“ und – als Bayer – den Marsch König Ludwig II gewünscht. In den Marsch wurde das für den Oberfranken passende Frankenlied eingeflochten. Möglicherweise war das die Idee des Dirigenten des Heeresmusikkorps, denn Oberstleutnant Volker Wörrlein kommt selbst aus Mittelfranken. Weiterlesen

IBuK zurückgetreten

Mit den Worten „Es ist der schmerzlichste Schritt meines Lebens“ ist Karl-Theodor zu Guttenberg heute als IBuK zurückgetreten. Wird Thomas de Maizière sein Nachfolger als Bundesminister der Verteidigung?

Offener Brief des Deutschen Marinebundes e.V. an den Bundesminister der Verteidigung

Logo des Deutschen Marinebundes e.V.

In den vergangenen Tagen hat es viel Unruhe in der Bundeswehr gegeben. Insbesondere der Fall der am 07. November tödlich verunglückten Offizieranwärterin auf der Gorch Fock beschäftigt die Medien.

Karl Heid,  Präsident des Deutschen Marinebundes e.V wandte sich deshalb gestern in einem offenen Brief an den Bundesminister der Verteidigung, Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg.

Wie schon beim Luftangriff von Chahar Darreh und Oberst Georg Klein, ist die Berichterstattung auch im Falle von Kapitän z. S. Norbert Schatz von Vorverurteilung geprägt.

Selbstverständlich ist eine vollständige Aufklärung des Vorfalles und der mutmaßlichen Meuterei wichtig und notwendig. Doch die Mitglieder des DMB sind besorgt über die äußerst negative Darstellung der Ausbildung auf der Gorch Fock und fordern stärkeren Rückhalt für den Kommandanten durch seinen Dienstherrn. Dieser hat gestern in der Aktuellen Stunde des Deutschen Bundestages Stellung zur Aufklärung des Unfalls auf der Gorch Fock, des Schießunfalls in Afghanistan und der geöffneten Feldpost genommen. Dabei stellte er klar, dass Kapitän z. S. Schatz unverändert Kommandant der Gorch Fock sei, derzeit jedoch von seiner Verantwortung entbunden ist.

Besorgt um die Zukunft der in den Medien in Zweifel gezogenen Zukunft der Gorch Fock hebt der Präsident des DMB die positiven Aspekte der Ausbildung auf dem Segelschulschiff hervor und geht gleichzeitig auf die Rolle der Gorch Fock als friedliche Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland ein:

Der Marinesoldat ist mehr als jeder andere Bundeswehrangehörige von den Naturelementen, von der Gewalt von Wind und Wellen abhängig. Diese Erfahrung kann er am besten auf einem Segelschulschiff gewinnen. Hier lernt der angehende Marineoffizier vor allem aber, wo seine eigenen physischen und psychischen Grenzen liegen und was geschieht, wenn diese Grenzen erreicht werden. Hier wird er für die Teamarbeit befähigt, da ein Segelschiff nur zu bewegen ist, wenn im wahrsten Sinne des Wortes „Alle an einem Strang ziehen“.

Während der DMB eine lückenlose Aufklärung der Anschuldigungen und Missstände fordert, und sich wünscht, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden, befürchten seine Mitglieder, dass eine objektive Klärung der Sachlage durch die bereits in der Öffentlichkeit diskutierten möglichen Umstände und Mutmaßungen nur schwer möglich sein wird.

Zum offenen Brief von Karl Heid, Präsident des DMB, geht es hier.

Einzelplan 14 wird ein Jahr alt!


Flecktarnkuchen à la Einzelplan 14

Nach der Abgabe meiner Masterarbeit zum Thema Bundeswehreinsatz in Afghanistan im Herbst 2009 wollte ich mich gern weiterhin mit meinem Schwerpunkt Sicherheits- und Verteidigungspolitik beschäftigen – und das vorzugsweise im Austausch mit anderen. Deshalb habe ich am 03. Dezember 2009 den ersten Beitrag „Unser neuer Verteidigungsminister“ für Einzelplan 14 verfasst. Anlass dafür waren die Verlängerung der Mandate für ISAF und UNIFIL, der Spiegel mit dem Thema “Wann dürfen Deutsche töten?” und die Rücktritte von Dr. Franz Josef Jung, General Wolfgang Schneiderhan und Staatssekretär Peter Wichert. Anlass dafür war aber auch, dass ich das Gefühl hatte, dass sich mit Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg als Bundesminister der Verteidigung in der deutschen Sicherheits- und Verteidigungspolitik einiges zum Positiven änderte und noch ändern würde. Unter dem Eindruck der Aushändigung der ersten Einsatzmedaillen Gefecht Anfang dieser Woche bin ich davon noch immer überzeugt.

Während der Recherche für meine Masterarbeit habe ich mich mit dem Bild deutscher Soldaten sowohl in Deutschland als auch im Ausland beschäftigt und dazu auch ausländische Soldaten befragt. Ich wollte wissen, ob es wirklich so ist, wie man in den Zeitungen liest – dass amerikanische, britische oder kanadische Soldaten die Bundeswehr nicht ernst nehmen oder auf sie herabschauen. Und ich wollte verstehen, warum die Bundeswehr so funktioniert wie sie funktioniert (etwa in Bezug auf die caveats in Afghanistan), da ich in der „prägenden Phase“, als ehemalige Mitschüler den Wehrdienst absolvierten (und ich über sie das erste Mal direkten Kontakt mit der Bundeswehr gehabt hätte), in Kanada lebte.

Je mehr ich mich mit der Bundeswehr und ihrer Arbeit (besonders in Afghanistan) beschäftige, umso häufiger bin ich enttäuscht davon, dass die deutsche Öffentlichkeit ihren/unseren Soldaten so skeptisch und desinteressiert gegenüber steht. Verwunderlich ist das bei der fast ausschließlich negativen Berichterstattung zu Afghanistan sicherlich nicht, da diese eine große Rolle spielt, wenn es um die öffentliche Meinung zum Einsatz und zu den Soldaten selbst geht. Wenn positive Entwicklungen stärker kommuniziert würden und auch die Politik Ziele und Erfolge besser mitteilen könnte, gäbe es möglicherweise ein anderes Bild von Afghanistan – und auch ein anderes Bild unserer Soldaten. Im Internet lese ich immer wieder Kommentare zu deutschen Soldaten, insbesondere nach Anschlägen auf die Bundeswehr. Sehr häufig gibt es dort in Bezug auf verwundete oder gefallene Soldaten eine „selbst schuld“ Haltung, sie haben ja schließlich gewusst, worauf sie sich einließen. Das macht mich nachdenklich und traurig. Was mir fehlt, ist das Bild von Soldaten als Menschen, viel zu selten wird darauf aufmerksam gemacht, welche Einschränkungen sie und ihre Angehörigen in Kauf nehmen.

Solange die öffentliche Meinung zu unseren Soldaten so kritisch ist, werde ich mich für mehr Rückhalt und Anerkennung für und Solidarität mit den deutschen Soldaten in der Bevölkerung einsetzen. Vielleicht kann ich so unseren Soldaten etwas für ihre schwierige Arbeit zurück geben, denn sie haben unsere Dankbarkeit verdient.

In diesem einen Jahr habe ich über Einzelplan 14 wunderbare Menschen kennen gelernt, viele Möglichkeiten erhalten und auch sehr viel von meinen Lesern gelernt. Dafür ein ganz herzliches Danke!

Obwohl ich als einzige bloggende Frau zu diesen Themen das ein oder andere Mal auch auf die spezielle Rolle der Frau auf diesem Themengebiet eingegangen bin – und das wohl auch in Zukunft tun werde – hatte ich nie mit Vorurteilen zu tun. Auch das freut mich natürlich.

Ich freue mich immer über Feedback und hoffe, dass es weiterhin einen lebhaften Austausch geben wird, gern auch über die Facebook-Seite.

„…ein deutlich sichtbares Zeichen unserer Anerkennung für den gefahrvollen und schwierigen Dienst unserer Soldatinnen und Soldaten“

Die Verleihung der ersten Einsatzmedaillen Gefecht

In einer bewegenden Feierstunde überreichte der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, im Stauffenbergsaal des Bundesministeriums der Verteidigung heute Soldaten und den Angehörigen gefallener Soldaten die neu gestifteten Einsatzmedaillen Stufe „Gefecht“, Ehrenkreuze der Bundeswehr für Tapferkeit sowie das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold. Elf Einsatzmedaillen Gefecht wurden posthum den Familien gefallener Soldaten überreicht. Damit würdigte der Verteidigungsminister den Einsatz von insgesamt fünfzehn Bundeswehrsoldaten. Bereits vor vier Tagen hatte er den Angehörigen des gefallenen Hauptgefreiten Sergej Motz die erste Einsatzmedaille Gefecht überreicht.


©Bundeswehr/Jessica Leopold

Die Einsatzmedaille Gefecht
Die Einsatzmedaille der Stufe „Gefecht“ wurde rückwirkend zum 29. April 2010 vom Bundesminister der Verteidigung, Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, gestiftet und am 12. November 2010 von Bundespräsident Christian Wulff genehmigt. Sie ehrt die Teilnahme an einem Gefecht unabhängig von der Anzahl der Einsatztage (anders als die bisherige Einsatzmedaille, die die Zahl der Einsatztage in den Stufen Bronze, Silber und Gold würdigt). Sie wird nach einmaliger Teilnahme an einem Gefecht oder dem Erleiden terroristischer oder militärischer Gewalt unter hoher persönlicher Gefährdung einmalig verliehen. Nach Ansicht des Ministers war es notwendig, die Einsatzmedaille Gefecht einzuführen, da er die bisherige Einsatzmedaille als nicht ausreichend empfand, um die Einsatzbedingungen der Soldatinnen und Soldaten insbesondere in Afghanistan angemessen zu würdigen.

Stärkere Anerkennung der Arbeit unserer Soldaten

In seiner Ansprache lobte der Minister heute zunächst den Einsatz der gefallenen Soldaten, die posthum ausgezeichnet wurden. Er forderte eine stärkere Anerkennung der Ausübung einer den Soldaten im Einsatz täglich abverlangten, gefährlichen und überaus wichtigen Pflicht, „von jedem Einzelnen von uns“ – insbesondere jedoch vom Dienstherren selbst. An dieser Stelle wies er auch darauf hin, dass seine Gedanken und Worte, die Verantwortung sowie seine Gebete für die Gefallenen, wie er sie den Angehörigen bereits vorher zum Ausdruck gebracht hatte, nicht mit dem Ende seines Amtes enden.

Die Auszeichnung begann mit den Ehrenkreuzen der Bundeswehr für Tapferkeit und den Einsatzmedaillen der Bundeswehr Gefecht für Hauptfeldwebel Mario Kunert, Hauptfeldwebel Philipp Oliver Pordzik, Hauptfeldwebel Ralf Rönckendorf und den Stabsgefreiten Maik Mutschke.

Der im Einsatz schwer verwundete Hauptfeldwebel Rönckendorf hatte am 09. April 2010 bei der Trauerfeier in Selsingen zum Minister gesagt, dass er dort sei, um seinen gefallenen Kameraden etwas zurückzugeben. Mit der Auszeichnung durch die Einsatzmedaillen gibt auch die Bundesrepublik Deutschland den Soldaten und ihren Angehörigen etwas zurück, wenn auch „im kleinsten, bescheidensten Rahmen“ – so zu Guttenberg.

Eine Geste der Anerkennung und Dankbarkeit

Die Einsatzmedaillen der Bundeswehr Gefecht, die Ehrenkreuze der Bundeswehr für Tapferkeit sowie das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold händigte der Minister posthum den Angehörigen des am Karfreitag in Isa Khel gefallenen Hauptgefreiten Martin Kadir Augustyniak, des Stabsgefreiten Robert Hartert und des Hauptfeldwebels Nils Bruns aus.

Der Minister würdigte die Tapferkeit der gefallenen Soldaten, die „in vielerlei Hinsicht Vorbild für viele“ seien. Er schilderte die Situationen, die zu den tödlichen Verwundungen der Soldaten geführt haben und hob ihren besonderen Einsatz und ihre außergewöhnliche Tapferkeit auch unter schwersten Bedingungen hervor. Die Ehrenzeichen seien eine Geste der Anerkennung und Dankbarkeit, und es sei in diesem Zusammenhang auch wichtig, immer wieder auf die Realitäten des Soldatenberufes hinzuweisen.

Nicht vor der Öffentlichkeit verstecken

Auch im Rahmen der posthumen Verleihung der Einsatzmedaillen der Bundeswehr Gefecht an die Familien von
Oberstabsarzt Dr. med. Thomas Clemens Broer,
Hauptgefreiter Martin Brunn,
Hauptfeldwebel Marius Josef Dubnicki,
Stabsunteroffizier Josef Otto Kronawitter,
Hauptgefreiter Oleg Meiling,
Oberfeldwebel Florian Pauli,
Major Jörn Radloff und
Hauptgefreiter Alexander Schleiernick

sprach der Minister von der „schwierigen, schweren Stunde“, in der die Angehörigen zusammen gekommen sind, und in der ihnen „der unermessliche Verlust [ihrer Söhne, Brüder und Partner] wieder schmerzlich vor Augen geführt“ werde. Doch es sei wichtig, auch diese schwere Stunde nicht vor der Öffentlichkeit zu verstecken, denn die Auszeichnung mit den Ehrenzeichen erinnere auch an den Eid der Bundeswehrsoldatinnen und –soldaten, der Bundesrepublik Deutschland „treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“ – was den höchsten Preis, das eigene Leben, kosten kann. Die Mitglieder der Bundesregierung und des Deutschen Bundestages tragen Verantwortung für die Soldaten, zu der auch die notwendige Unterstützung Angehöriger gefallener und verwundeter Soldaten in dieser unendlich schweren Zeit gehört. Der Minister beendete daher die Aushändigung der Ehrenzeichen mit den Worten „…es gehört zu dieser Verantwortung, ein deutlich sichtbares Zeichen unserer Anerkennung für den gefahrvollen und schwierigen Dienst unserer Soldatinnen und Soldaten zu setzen. Denn diese Anerkennung haben sie verdient.“

Die ausgezeichneten Hauptfeldwebel Mario Kunert und Hauptfeldwebel Philipp Oliver Pordzik sagten nach der Veranstaltung, dass sie sich durch die Auszeichnung mit der Ehrenmedaille Gefecht endlich auch die Wertschätzung der Öffentlichkeit erhoffen. Für die Soldaten sind die Ehrenzeichen ein Signal der Anerkennung für die Leistungen, über die jahrelang auch von der Presse nicht berichtet wurde. Ihre Auszeichnungen nahmen sie stellvertretend für ihren Zug und ihre Kompanie entgegen, insbesondere auch für die Kameraden, die verwundet oder gefallen sind.

Wieviel kann eine Einsatzmedaille leisten?

Die Stiftung der Einsatzmedaille der Bundeswehr Gefecht ist ein weiterer Schritt des Verteidigungsministers, die Arbeit der Soldaten angemessen zu honorieren, anzuerkennen, dass sie sich in Afghanistan in einem Krieg befinden und auch, sich für den Respekt der Öffentlichkeit vor der Arbeit unserer Soldaten einzusetzen. Wie er selbst sagte, kann eine Medaille nur „im kleinsten, bescheidensten Rahmen“ etwas zurück geben, und sicherlich gibt es keine Entschädigung – wie hoch auch immer – die einem Kind den Vater, den Eltern den Sohn oder der Frau den Partner ersetzen kann. Es ist immer wieder bemerkenswert, wie gefasst die Familienangehörigen unserer Soldaten sind. Es kann für niemanden leicht sein, so sehr an den Verlust eines geliebten Menschen und darüber hinaus auch noch an die genauen Umstände des äußerst gewaltsamen Todes erinnert zu werden. Natürlich gab es auch Tränen, aber von der unendlichen Tapferkeit, mit der die jungen Frauen die Medaille des gefallenen Mannes und des Vaters ihrer jungen Kinder entgegen nahmen, könnten wir uns alle eine Scheibe abschneiden. Nachdem der Bundesminister der Verteidigung an den Eid der Bundeswehrsoldaten erinnert hatten, den die ausgezeichneten Soldaten erfüllt und bei dessen Ausübung sie feige getötet wurden, hatte ich bei der vom Holzbläserquintett des Stabsmusikkorps gespielten Nationalhymne nicht nur Tränen in den Augen sondern auch eine Gänsehaut.

Niemand wird die in die Familien gerissenen Lücken füllen können. Und auch eine Einsatzmedaille kann nicht über einen so schmerzlichen Verlust hinweg trösten. Trotzdem ist die Anerkennung der Arbeit und des überdurchschnittlichen Engagements in katastrophalen Situationen unendlich wichtig. Und vielleicht hilft es doch ein bisschen zu wissen, dass der Partner, der Bruder, der Sohn oder der Vater seinen Kameraden durch sein mutiges Handeln das Leben gerettet hat.

Weitere Informationen:

BMVg. (29.11.2010). Ehrenkreuze für Tapferkeit und Einsatzmedaillen Gefecht verliehen.

BMVg. (26.11.2010). Einsatzmedaille Gefecht erstmals überreicht.

BMVg. (14.01.2010). Ehrenzeichen und Einsatzmedaillen der Bundeswehr.

„…before you get to be defense minister“ – Frauen als Entscheider in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik

Das Thema der Frauen in der Sicherheitspolitik wurde hier bereits angeschnitten.

Vergangene Woche veranstaltete Women in International Security Deutschland e.V., die deutsche Sektion von WIIS gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung und der amerikanischen Botschaft in Deutschland eine transatlantische Fachtagung mit dem Namen „Decision-Making in Security and Defense Policy: Men Without Women?“

Das Thema Frauen in der Sicherheitspolitik hat viele Facetten, die in der Vergangenheit bereits hier und an anderer Stelle angerissen wurden. Zum 10-jährigen Jubiläum der Resolution 1325 des UN-Sicherheitsrates, in der ein höherer Anteil von Frauen bei der Verhütung, Bewältigung und Beilegung von Konflikten gefordert wurde, ging es während der Tagung um bereits erreichte Ziele und den Anteil der Frauen in Entscheiderpositionen.

Jede Referentin hatte einen ganz eigenen Werdegang – militärisch oder zivil, national oder international, auf der Seite der Entscheider oder als Beobachter.

Nach der Begrüßung durch Hans-Ulrich Klose hat Dr. Constanze Stelzenmüller (bekannt als ehemalige Redakteurin bei der Zeit, durch ihre Arbeit beim German Marshall Fund in Berlin oder als Vorstandsvorsitzende von WIIS Deutschland e.V.) kurz in die Thematik eingeführt.

Die aus Washington, DC angereiste Dr. Kathleen Hicks berichtete über ihre Arbeit als US Deputy Under Secretary of Defense for Strategy, Plans and Forces (in Deutschland etwa vergleichbar mit dem Fü S III) im Pentagon. Ihre Vorgesetzte Michèle Flournoy ist die Nummer 3 im Pentagon, und steht im Organigramm des Pentagons sogar über Gen. Petraeus und allen weiteren Kommandeuren des US Militärs. Über Dr. Kathleen Hicks wurde von All Business Ende 2009 der Artikel A Woman’s Place is at the Pentagon geschrieben. Und schon darin sieht man dass es in den USA viel selbstverständlicher ist, dass Frauen sich nicht nur für Sicherheitspolitik interessieren sondern sich daran sowohl auf praktischer Ebene als Soldat und auch auf Entscheiderebene beteiligen als das in Deutschland der Fall ist. Denn – wie Dr. Constanze Stelzenmüller verdeutlichte – wer kann sich in Deutschland einen Artikel mit dem Titel „Der Platz einer Frau ist im BMVg“ vorstellen? (Und meint damit nicht nur eine Referentenstelle sondern eine Position, in der sie wirklich mitreden kann?)

In den USA sind fünfzehn Prozent der Streitkräfte und ein Viertel der Mitarbeiter im Pentagon weiblich. Bei einer angestrebten Karriere in der Sicherheitspolitik als Frau gibt es dort genau wie hier drei Stolpersteine:
1) das Alter – viele sind noch sehr jung
2) das Geschlecht
3) die fehlende operative Erfahrung

Das Geschlecht spielt bei der Einstellung die geringste Rolle, so Dr. Kathleen Hicks. Natürlich ist es in den USA schon viel länger normal, dass Frauen in den Streitkräften dienen und im Auswärtigen Amt arbeiten – seit 1970 dürfen Frauen Soldaten werden, seit 1972 im diplomatischen Dienst arbeiten. Im Vergleich zu den zehn Jahren die deutsche Frauen in der Bundeswehr (abgesehen vom Sanitätsdienst) akzeptiert sind, habe wir also noch einen langen Weg vor uns. Aber vielleicht können wir uns ja an den amerikanischen Verhältnissen ein Beispiel nehmen.

Denn in den USA gibt es inzwischen den ersten weiblichen ****-General – Ann E. Dunwoody.

Während der Fachtagung stellte sich besonders heraus, dass Frauen sich eher für einen Beruf in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik entscheiden, wenn sie bereits durch die Familie in Berührung mit den Streitkräften gekommen sind. Und wenn ich mir meinen Freundes- und Bekanntenkreis so ansehe kann ich das nur bestätigen. Die meisten der weiblichen Soldaten die ich kenne, sind entweder durch ihren Vater oder Bruder (in Einzelfällen durch die Mutter) zum Militär gekommen – oder später durch ihren Partner. Übrigens kommt auch General Dunwoody aus einer Militärfamilie.

Laut Aussage von Major Paula Broadwell, einer amerikanischen Soldatin die zur Tagung extra aus Afghanistan gekommen war, gibt es in den amerikanischen Streitkräften keine so genannte „brass ceiling“. Sie hatte nie Probleme damit, eine Frau beim Militär zu sein und sagte so lange sie ihren Job macht, stört es weder sie noch ihre Kameraden oder Vorgesetzten, dass sie eine Frau ist. Das ist umso erstaunlicher, da die Westpoint Absolventin bei den Sondereinsatzkräften ist, von denen lediglich 2 Prozent weiblich sind.

Fazit der Veranstaltung ist, dass es keiner Quote bedarf um Frauen in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik auch und verstärkt in Entscheiderpositionen zu bringen. Die diskutierenden Podiumsmitglieder meinten selbst, dass Qualität wesentlich wichtiger ist, als ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen zu erreichen. Die Vorteile von Frauen in den Streitkräften wurden natürlich auch hervorgehoben – beispielsweise mit dem Lioness-Programm in Afghanistan, das sich ausschliesslich aus weiblichen Marines zusammensetzt, die als Multiplikator agieren. In einem Land wie Afghanistan mit einer etwa 49%igen weiblichen Bevölkerung werden so Frauen und Kinder erreicht, mit denen männliche Soldaten aufgrund der kulturellen Gegebenheiten nicht hätten interagieren können.

Nur am Rande – und vielleicht auch um den Titel des Beitrags zu erklären: der ermunterndste (und ein kollektives Schmunzeln hervorrufende) Satz begann mit den Worten „At junior level, before you get to be defense minister….“ Genau. Denn der Platz einer Frau ist schließlich im BMVg. Oder nicht?

Quellen und weitere Informationen:

Bahlo, Freimut. (1997). Steg durch das Verteidigungsministerium Bonn. Wikimedia.

Lioness the Film. (9. Mai 2009). Marines Use Lionesses in Afghanistan.

Mulrine, Anna. (1. November 2009). A Woman’s Place Is at the Pentagon. All Business.

Einzelplan 14-Umfrage zur Zukunft der Wehrpflicht

Derzeit werden verschiedene Modelle einer neuen, anderen oder ausgesetzten Wehrpflicht diskutiert.

Was wäre das beste Modell? Zur Einzelplan 14 Umfrage geht es hier: