Die Verleihung der ersten Einsatzmedaillen Gefecht
In einer bewegenden Feierstunde überreichte der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, im Stauffenbergsaal des Bundesministeriums der Verteidigung heute Soldaten und den Angehörigen gefallener Soldaten die neu gestifteten Einsatzmedaillen Stufe „Gefecht“, Ehrenkreuze der Bundeswehr für Tapferkeit sowie das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold. Elf Einsatzmedaillen Gefecht wurden posthum den Familien gefallener Soldaten überreicht. Damit würdigte der Verteidigungsminister den Einsatz von insgesamt fünfzehn Bundeswehrsoldaten. Bereits vor vier Tagen hatte er den Angehörigen des gefallenen Hauptgefreiten Sergej Motz die erste Einsatzmedaille Gefecht überreicht.
©Bundeswehr/Jessica Leopold
Die Einsatzmedaille Gefecht
Die Einsatzmedaille der Stufe „Gefecht“ wurde rückwirkend zum 29. April 2010 vom Bundesminister der Verteidigung, Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, gestiftet und am 12. November 2010 von Bundespräsident Christian Wulff genehmigt. Sie ehrt die Teilnahme an einem Gefecht unabhängig von der Anzahl der Einsatztage (anders als die bisherige Einsatzmedaille, die die Zahl der Einsatztage in den Stufen Bronze, Silber und Gold würdigt). Sie wird nach einmaliger Teilnahme an einem Gefecht oder dem Erleiden terroristischer oder militärischer Gewalt unter hoher persönlicher Gefährdung einmalig verliehen. Nach Ansicht des Ministers war es notwendig, die Einsatzmedaille Gefecht einzuführen, da er die bisherige Einsatzmedaille als nicht ausreichend empfand, um die Einsatzbedingungen der Soldatinnen und Soldaten insbesondere in Afghanistan angemessen zu würdigen.
Stärkere Anerkennung der Arbeit unserer Soldaten
In seiner Ansprache lobte der Minister heute zunächst den Einsatz der gefallenen Soldaten, die posthum ausgezeichnet wurden. Er forderte eine stärkere Anerkennung der Ausübung einer den Soldaten im Einsatz täglich abverlangten, gefährlichen und überaus wichtigen Pflicht, „von jedem Einzelnen von uns“ – insbesondere jedoch vom Dienstherren selbst. An dieser Stelle wies er auch darauf hin, dass seine Gedanken und Worte, die Verantwortung sowie seine Gebete für die Gefallenen, wie er sie den Angehörigen bereits vorher zum Ausdruck gebracht hatte, nicht mit dem Ende seines Amtes enden.
Die Auszeichnung begann mit den Ehrenkreuzen der Bundeswehr für Tapferkeit und den Einsatzmedaillen der Bundeswehr Gefecht für Hauptfeldwebel Mario Kunert, Hauptfeldwebel Philipp Oliver Pordzik, Hauptfeldwebel Ralf Rönckendorf und den Stabsgefreiten Maik Mutschke.
Der im Einsatz schwer verwundete Hauptfeldwebel Rönckendorf hatte am 09. April 2010 bei der Trauerfeier in Selsingen zum Minister gesagt, dass er dort sei, um seinen gefallenen Kameraden etwas zurückzugeben. Mit der Auszeichnung durch die Einsatzmedaillen gibt auch die Bundesrepublik Deutschland den Soldaten und ihren Angehörigen etwas zurück, wenn auch „im kleinsten, bescheidensten Rahmen“ – so zu Guttenberg.
Eine Geste der Anerkennung und Dankbarkeit
Die Einsatzmedaillen der Bundeswehr Gefecht, die Ehrenkreuze der Bundeswehr für Tapferkeit sowie das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold händigte der Minister posthum den Angehörigen des am Karfreitag in Isa Khel gefallenen Hauptgefreiten Martin Kadir Augustyniak, des Stabsgefreiten Robert Hartert und des Hauptfeldwebels Nils Bruns aus.
Der Minister würdigte die Tapferkeit der gefallenen Soldaten, die „in vielerlei Hinsicht Vorbild für viele“ seien. Er schilderte die Situationen, die zu den tödlichen Verwundungen der Soldaten geführt haben und hob ihren besonderen Einsatz und ihre außergewöhnliche Tapferkeit auch unter schwersten Bedingungen hervor. Die Ehrenzeichen seien eine Geste der Anerkennung und Dankbarkeit, und es sei in diesem Zusammenhang auch wichtig, immer wieder auf die Realitäten des Soldatenberufes hinzuweisen.
Nicht vor der Öffentlichkeit verstecken
Auch im Rahmen der posthumen Verleihung der Einsatzmedaillen der Bundeswehr Gefecht an die Familien von
Oberstabsarzt Dr. med. Thomas Clemens Broer,
Hauptgefreiter Martin Brunn,
Hauptfeldwebel Marius Josef Dubnicki,
Stabsunteroffizier Josef Otto Kronawitter,
Hauptgefreiter Oleg Meiling,
Oberfeldwebel Florian Pauli,
Major Jörn Radloff und
Hauptgefreiter Alexander Schleiernick
sprach der Minister von der „schwierigen, schweren Stunde“, in der die Angehörigen zusammen gekommen sind, und in der ihnen „der unermessliche Verlust [ihrer Söhne, Brüder und Partner] wieder schmerzlich vor Augen geführt“ werde. Doch es sei wichtig, auch diese schwere Stunde nicht vor der Öffentlichkeit zu verstecken, denn die Auszeichnung mit den Ehrenzeichen erinnere auch an den Eid der Bundeswehrsoldatinnen und –soldaten, der Bundesrepublik Deutschland „treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“ – was den höchsten Preis, das eigene Leben, kosten kann. Die Mitglieder der Bundesregierung und des Deutschen Bundestages tragen Verantwortung für die Soldaten, zu der auch die notwendige Unterstützung Angehöriger gefallener und verwundeter Soldaten in dieser unendlich schweren Zeit gehört. Der Minister beendete daher die Aushändigung der Ehrenzeichen mit den Worten „…es gehört zu dieser Verantwortung, ein deutlich sichtbares Zeichen unserer Anerkennung für den gefahrvollen und schwierigen Dienst unserer Soldatinnen und Soldaten zu setzen. Denn diese Anerkennung haben sie verdient.“
Die ausgezeichneten Hauptfeldwebel Mario Kunert und Hauptfeldwebel Philipp Oliver Pordzik sagten nach der Veranstaltung, dass sie sich durch die Auszeichnung mit der Ehrenmedaille Gefecht endlich auch die Wertschätzung der Öffentlichkeit erhoffen. Für die Soldaten sind die Ehrenzeichen ein Signal der Anerkennung für die Leistungen, über die jahrelang auch von der Presse nicht berichtet wurde. Ihre Auszeichnungen nahmen sie stellvertretend für ihren Zug und ihre Kompanie entgegen, insbesondere auch für die Kameraden, die verwundet oder gefallen sind.
Wieviel kann eine Einsatzmedaille leisten?
Die Stiftung der Einsatzmedaille der Bundeswehr Gefecht ist ein weiterer Schritt des Verteidigungsministers, die Arbeit der Soldaten angemessen zu honorieren, anzuerkennen, dass sie sich in Afghanistan in einem Krieg befinden und auch, sich für den Respekt der Öffentlichkeit vor der Arbeit unserer Soldaten einzusetzen. Wie er selbst sagte, kann eine Medaille nur „im kleinsten, bescheidensten Rahmen“ etwas zurück geben, und sicherlich gibt es keine Entschädigung – wie hoch auch immer – die einem Kind den Vater, den Eltern den Sohn oder der Frau den Partner ersetzen kann. Es ist immer wieder bemerkenswert, wie gefasst die Familienangehörigen unserer Soldaten sind. Es kann für niemanden leicht sein, so sehr an den Verlust eines geliebten Menschen und darüber hinaus auch noch an die genauen Umstände des äußerst gewaltsamen Todes erinnert zu werden. Natürlich gab es auch Tränen, aber von der unendlichen Tapferkeit, mit der die jungen Frauen die Medaille des gefallenen Mannes und des Vaters ihrer jungen Kinder entgegen nahmen, könnten wir uns alle eine Scheibe abschneiden. Nachdem der Bundesminister der Verteidigung an den Eid der Bundeswehrsoldaten erinnert hatten, den die ausgezeichneten Soldaten erfüllt und bei dessen Ausübung sie feige getötet wurden, hatte ich bei der vom Holzbläserquintett des Stabsmusikkorps gespielten Nationalhymne nicht nur Tränen in den Augen sondern auch eine Gänsehaut.
Niemand wird die in die Familien gerissenen Lücken füllen können. Und auch eine Einsatzmedaille kann nicht über einen so schmerzlichen Verlust hinweg trösten. Trotzdem ist die Anerkennung der Arbeit und des überdurchschnittlichen Engagements in katastrophalen Situationen unendlich wichtig. Und vielleicht hilft es doch ein bisschen zu wissen, dass der Partner, der Bruder, der Sohn oder der Vater seinen Kameraden durch sein mutiges Handeln das Leben gerettet hat.
Weitere Informationen:
BMVg. (29.11.2010). Ehrenkreuze für Tapferkeit und Einsatzmedaillen Gefecht verliehen.
BMVg. (26.11.2010). Einsatzmedaille Gefecht erstmals überreicht.
BMVg. (14.01.2010). Ehrenzeichen und Einsatzmedaillen der Bundeswehr.